wearechange.ch: In Großbritannien dauern die Aufstände seit vier Nächten an. Schwerpunkte der Randale von letzter Nacht waren Manchester und Birmingham, die zweitgrößte britische Stadt, wo drei Menschen von einem Auto überfahren und getötet wurden. Bereits kursieren Bilder von Polizisten, die tatenlos zusehen, wie Vermummte vor brennenden Gebäuden randalieren und Läden plündern (siehe Video unten). Premierminister Cameron und die Verantwortlichen der Metropolitan Police indes treten entschlossen auf, um ein konsequentes Durchgreifen ohne Toleranz anzukündigen. Von allen Seiten werden härtere Gesetze gegen Jugendgewalt gefordert. Die PR- Abteilungen der Regierung liessen nicht auf sich warten, den neuen Begriff der «puren Kriminalität» einzuführen. Kriminalität, nicht als destruktiven Ausdruck sozialer Ungerechtigkeit also, sondern eben pure und damit sinnlose Gewalt.
Viele junge Mensche in Europa haben keine Arbeit, keine Zukunft, bezeignen sich als jene, die nichts zu verlieren haben. Cameron, der seinen Urlaub unterbrochen hatte, beteuerte: «Wer alt genug ist, um Straftaten zu begehe, ist auch alt genug, die Konsequenzen zu tragen».
Währenddessen drängen sich verschiedene Fragen auf, wie zum Beispiel: Wie kann sich ein Feuer in einem Möbelgeschäft über einen ganzen Häuserblock in Mitten des Londoner Vorortes Croydon ausbreitet, bevor die Feuerwehr oder Polizei eintrifft?
Auf den Luftaufnahmen sind keine Menschen oder Fahrzeuge auf der Strasse zu sehen. Wurde der Brand von ein paar Chaoten mit einem Molotow- Cocktail angesteckt, um sich innert Minuten zu einen tobenden Inferno auszuweiten, bevor die Rettungskräfte (oder sonst jemand) eintreffen?
Die Bilder lassen Erinnerungen an den Reichstagsbrand vom 27. Februar 1933 wach werden. Nach dem Urteil des Reichsgerichts soll der halb blinde, geistig verwirrte Kommunist van der Lubbe das Feuer, das innert Minuten den ganzen Reichstag einhüllte, mit seinem Hemd angesteckt haben. Die Sozialdemokraten berichteten am Tag darauf von zahlreichen Brandherden. Einige Historiker vertreten noch heute die Theorie des Einzeltäters van der Lubbe, die politischen Folgen sind allerdings wenig umstritten: Adolf Hitler gelobt umgehend: „Es gibt jetzt kein Erbarmen; wer sich uns in den Weg stellt, wird niedergemacht. Das deutsche Volk wird für Milde kein Verständnis haben. Jeder kommunistische Funktionär wird erschossen, wo er angetroffen wird.» Kurz darauf waren die Gefängnisse mit politischen Gefangenen überfüllt und Konzentrationslager wurden errichtet.
Bei den Ausschreitungen von Großbritannien zögern die Konzernmedien nicht, die Machtlosigkeit der Polizei hervorzuheben; Sparmassnahmen sollen die Unruhen begünstigt haben. Inzwischen sind zahlreiche Videos aufgetaucht, die unkonventionelles Verhalten von Randalierern und Polizei aufzeigen. Augenzeugen berichten auf Sky news, wie sie mit Chaoten sprechen konnten, während diese über eineinhalb Stunden ungestört Schaufensterscheiben einschlugen, die Geschäfte aber nur teilweise plünderten, bevor die Polizei eintraf. In anderen Fällen sind Polizeiaufgebote in Vollmontur zu sehen, die unbeteiligt beobachten, wie Randalierer brandstiften.
Die Existenz und die Vorgehensweise von sogenannten Agents Provocateurs, also als Demonstranten verkleidete Polizeibeamte, die Sachschäden anrichten und andere Demonstranten zu Gewalt anstacheln, wurde bei zahllosen Unruhen dokumentiert, wie zum Beispiel in London im März dieses Jahres:
Neues Video von We Are Change über Eskalationsstrategien der Polizei, insbesondere an der 1. Mai Demo in Zürich, folgt in Kürze auf dieser Seite