Als ich das Video Kony 2012 zu ersten Mal sah, war ich erstaunt wie viele Klicks es bereits erhalten hatte. Ich muss zugeben, ich sah mir das Video aus dem Grund an, weil mich ein Freund darauf aufmerksam machte mit den Worten; „ein reines Propagandavideo, die haben in Uganda Öl gefunden und brauchen einen neuen Bin Laden.“ Ich war also mit Vorurteilen belastet als ich das Video zum ersten Mal sah. Eines fiel mir aber auf, dieses Video ist höchst professionell. Ich stelle mir also die Fragen; Von wem ist dieses Video? Welchen Zweck erfüllt es? Was ist dran an den Behauptungen in Uganda gebe es Öl? Was ist die LRA mit ihrem angeblichen Führer Joseph Kony?
We are Change konfrontierte Kony-2012 Aktivisten und wollte wissen was sie über diese ganze Aktion denken.
Von wem ist das Video?
Ziel des Videos sei angeblich die Festnahme des Rebellenführers und mutmasslichen Kriegsverbrechers Joseph Kony. Produziert wurde der Film von der Non-Profit Organisation „Invisible Children“. Regisseur des Videos ist Jason Russell, ein Mitbegründer der Organisation „Invisible Children“. Doch er ist nicht das einzige Gesicht von dieser Organisation. Sie besteht aus sehr vielen Personen, welche sich hier öffentlich zeigen. Doch warum braucht man so viele Leute? Die Organisation ist nicht klein, im Gegenteil. Und ihre „Angestellten“ haben auch intressante Jobbezeichnungen. IC scheint sehr gut organisiert. Jason Russell hatte vor einiger Zeit eine Art Nervenzusammenbruch, bei welchem er nackt auf der Strasse rumrannte und auch masturbierte. Als Grund dafür wird von seiner Frau angegeben, dass der grosse Rummel und die Kritik um sein Video der Auslöser war. Er schrie immer wieder, „du bist der Teufel“. Invisible Children versucht nun zu erreichen, dass das Image ihres „Propaganda-Videos“ durch Russels Aussetzer nicht zu sehr beschmutzt wird. Wenn der Kopf einer Organisation die Kinder helfen will nackt auf der Strasse masturbiert und schreit: „du bist der Teufel“ ist das nicht gerade gute Publicity. Aber anscheinend scheinen sie die Sache gut vertuschen zu können.
Folgen wir einmal der Spur des Geldes. Im Jahresbericht 2011 hatte die Organisation über 11 Millionen Dollar an Einnahmen, davon waren über drei Millionen von Privaten Institutionen oder Privatleuten. 4,5 Mio. von allgemeinen Spenden und rund drei Millionen von Programm- und Materialeinkommen. Interessant sind die Ausgaben. Filmkosten (357’610$), Produktionskosten (851’552$) und Kompensationskosten (1’074’725$) was das auch immer heissen mag. Alles im allen ein sehr undurchsichtiger Jahresbericht für einen Laien. Kony2012? Warum nicht Invisible Children2012?!
Welchen Zweck erfüllt das Video?
Das Video soll auf die andauernden, bereits seit Jahrzehnten vorhandenen, Missstände in Uganda hindeuten. Im Video wird aufgezeigt, dass viele Kinder von der Widerstandsbewegung LRA, die sich gegen die Ugandische Regierung stellt, gekidnappt werden und zu Kindersoldaten ausgebildet werden. Das Video Kony2012 ist nicht vergleichbar mit anderen Videos, welche auf solche Missstände aufmerksam machen. Es ist mit einer Hollywoodähnlichen Perfektion gedreht worden und reisst den Zuschauer auf fast beängstigende Weise mit. Das Video zielt auf Leute ab, welche ein solches Video weder kritisch hinterfragen, noch sich Gedanken zu den Leuten machen, welches es angefertigt haben. Diesen Leuten wird ein Tunnelblick gezeigt, bei dem am Ende der Böse Joseph Kony steht, den es zu beseitigen gilt, damit Uganda und alle Kindersoldaten wieder frei sind. Eine Theorie, die sehr weit weg von der Realität ist. Die Realität ist nicht ein schwarz-weiss Denkmuster wie im Film dargestellt. Die Realität ist viel komplexer und komplizierter. Es reicht bei weitem nicht einen Kony wegzuschaffen, es würde gar nichts bringen, die Situation dort würde sich wohl bestenfalls nicht verschlechtern. Wenn man den Leuten dort wirklich helfen will, dann müssen die wirklichen Übeltäter ihren Hut ziehen. Ein Konzern wie Monsanto zum Beispiel, geht mit der offiziellen Absicht nach Afrika, dort mit resistenterem Mais die Hungersnot zu beenden. Man schliesst sich kurzerhand mit anderen Organisationen und Verbänden zusammen und nennt das ganze WEMA-Projekt. Der Saatgutriese ist natürlich einer der Mächtigsten in diesem Verbund und hat somit auch grosse Entscheidungsgewalt. Der angebliche „Wundermais“ ist gar nicht so gut und scheint nicht das erhoffte Ziel zu bringen. Aber Monsanto hat bereits gewonnen, ihnen gehören grosse Mengen an Land in Afrika und das bringt Geld. Denn Land ist gleich Nahrung und Nahrung ist gleich Geld. Die Bevölkerung wird auf ihrem einstigen Boden ausgenommen. Der Konzern wird fetter und die Menschen verhungern weiter. Dies kann unter anderem zu Konflikten führen. Kony2012? Nein, Monsanto2012!
Was ist dran an den Behauptungen in Uganda gibt es Öl?
In Uganda gibt es Öl, das steht fest. In jüngster Vergangenheit wurde in Uganda Öl gefunden. Die Ugandische Regierung möchte mit den Einnahmen des Öls seine Unabhängigkeit von anderen Staaten, vor allem von Hilfsgeldern der Erstwelt Ländern, erreichen. Zurzeit sind rund ein drittel der Finanz-Budgets von Uganda von Hilfsgeldern. Gefordert wird dabei aber auch Transparenz, denn man kenne die grosse Korruption in Uganda sowie das rege Interesse von privaten ausländischen Firmen fürs Öl. Uganda ist also ein sehr interessantes Land. Interessant waren auch Afghanistan und der Irak. Uganda hat fruchtbare Böden, kleinere Vorkommen von Edelmetallen wie Gold, und eben Öl. Die Landwirtschaft macht fast 80% der Arbeitsstellen aus.
Ein grosses Ölvorkommen liegt unter dem Albertsee, dieser liegt ausgerechnet an der Grenze zur Demokratischen Republik Kongo. Dieser See gehört beiden zur Hälfte und man kann annehmen, dass beide Länder am „Schwarzen Wasser“ unter dem „Blauen Wasser“ interessiert sind. Die Irische Ölfirma Tullow Oil hat bereits reges Interesse an der Region geäussert und verspricht den Anwohnern eine Entschädigung, damit sie ihnen das Land wegnehmen können um Bohrtürme aufzustellen. Diese Gegend ist zum Teil ein Naturschutzgebiet. Eine ausländische Eigentümerin die dort Bohrtürme aufstellt wäre wohl das Letzte was diese Region braucht. Kony2012? Tullow Oil2012!
Was ist die LRA mit ihrem angeblichen Führer Joseph Kony?
„Die Lord’s Resistance Army, LRA („Widerstandsarmee des Herrn“) wurde 1987 unter der Führung von Joseph Kony im Norden Ugandas als Widerstandsbewegung gegen die ugandische Regierung unter Yoweri Museveni gegründet und ist heute eine paramilitärische Gruppe, die im Grenzgebiet zwischen der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo und dem Südsudan für die Errichtung eines Gottesstaates kämpft, der auf den christlichen Zehn Geboten basieren soll. Nachdem Uganda die LRA weitgehend vertreiben konnte, terrorisiert sie vor allem im Südsudan und im Norden der Demokratischen Republik Kongo die Bevölkerung, wobei sie angeblich durch den Sudan finanziert wird.“ So schreibt es Wikipedia. Sie wird angeblich von Sudan finanziert? Stellt sich im Kony Video irgendwann die Frage des Geldes? Geld regiert die Welt. Also wenn der Sudan die LRA finanziell unterstützt, dann ist der Sudan mitverantwortlich für die Taten, welche diese Organisation macht. Zeigt das Video das auf? Nein. Es wird nie die Frage nach dem Geld gestellt. Das ist aber die wichtigste Frage von allen. Laut der Webseite foreignpolicy.com wurde Joseph Kony von Sudan finanziell unterstützt, was der Uganische Präsident Yoweri Museveni den USA im Jahre 2007 bereits mitteilte. Er sagte ausserdem: “Dass selbst wenn die Khartoum Regierung die LRA in erster Linie nicht unterstützt hat, glaube ich, dass sie im engen Kontakt standen und sie doch im versteckten trugen.“
Die LRA kämpft gegen den Präsidenten Ugandas, Yoweri Museveni, welcher bereits gute 20 Jahre an Ugandas Spitze ist. Was man vom Ugandischen Präsidenten halten soll, liegt im Auge des Betrachters. Er hat sowohl die Ugandische Verfassung geändert, um länger im Amt bleiben zu können, aber hat auch jedem Straffreiheit zugesichert, welcher seine Waffe niederlegt.
Hinter jeder Gruppierung steht jemand mit Geld, das ist nun mal so, anders geht es nicht. Keiner stellte sich die Frage wer hinter der LRA steht. Es scheint die sudanesische Regierung zu sein, doch wozu? Kony2012? LRA2012, nein besser, Sudan2012! Oder auch Museveni2012, wie ihr wollt.
Abschliessend kann ich nur jedem, der dieses Video sieht oder sah, ans Herz legen die ganze Sache zu hinterfragen. Es geht nicht darum die ganze Sache als falsch darzulegen, nein, nur die Machart und die Hintergedanken, die wirklichen Ziele sind falsch. Es geht nicht darum Kinder in Afrika zu retten, seit wann ist das so? Die wirklichen Konys in Afrika sind in erster Linie keine Menschen, sondern Institutionen. Firmen und Konzerne, die wie beim Spiel Monopoly Karte um Karte, Grundstück um Grundstück kaufen und so die dort lebenden Menschen in die Abhängigkeit zwingen. Zudem sind es die grossen Industrienationen und die verschiedenen Bankinstitute wie der IWF, welche die Länder in die Schuldenschlinge ziehen und sie so beim Hals haben. Das sind die wirklichen Übeltäter, die Menschen sind nur die Ausführer. Darum, Kony2012? Nein, IWF2012! Industriestaaten2012!
Betrachtet immer beide Seiten einer Medaille.