Im Jahr 1972 hat er mit gerade mal 22 Jahren die Umweltschutzorganisation „Greenpeace“ ins Leben gerufen. Keine 5 Jahre später verliess er die Organisation und gründete die „Sea Shepherd Conservation Society“ . Dies, weil Ihm Greenpeace zu wenig „radikal“ agierte:
„Ich bin nicht da, um zuzuschauen, wie sie Walte töten um dann darüber zu berichten. Ich bin da, um sie zu stoppen“,
lautet das Credo des wuchtigen, weisshaarigen Kanadiers Paul Watson.
Für manche ist Watson ein Held, für manche ein rücksichtsloser Egozentriker. Aus der Greenpeace-Führung wurde er 1977 mit elf zu einer – seiner eigenen – Stimme ausgeschlossen. Schon damals war Greenpeace Paul zu lasch, nicht scharf genug, zu bürokratisch und harmlos. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass er seinen eigenen Weg – und dies erfolgreich – eingeschlagen hat.
„Wir unterscheiden uns von Paul Watson im Bezug auf die Gewalt“
– Greenpeace
Watson kritisiert Greenpeace öffentlich und fragt sich, wo denn der Unterschied zwischen Ihnen und dem Ölkonzern Exxon liege:
„Die verkaufen den Menschen Öl, um Geld zu machen. Greenpeace verkauft ihnen ein gutes Gewissen gegen Spendenbescheinigung. Das ist reiner Ablasshandel.“
Greenpeace kommentiert die Mehrzahl der Aktionen Watson’s bewusst nicht, hält aber in einem eigens angefertigten Statement jedoch eines fest: „Wir unterscheiden uns von Paul Watson im Bezug auf die Gewalt.“
Sea Shepherd ist für seine rüden Methoden bekannt – allerdings bestreitet Watson, dass bei den Einsätzen seiner Aktivisten jemals Menschen mutwillig verletzt wurden.
„Agressive Nichtgewalt“ nennt der bärtige Watson die nicht unumstrittene Strategie von Sea Shepherd: Die Aktivisten werfen unter anderem von ihren Schiffen – die Organisation spricht gerne von „Neptune Marine“ – Wurfbomben stinkender Buttersäure auf die Walfänger.
Die vorwiegend japanischen Walfänger sprechen hingegen von „terroristischen Angriffen“ und wehren sich unter anderem mit Wasserstrahlen, Blendgranaten und Schallkanonen. Watson behauptete im Jahr 2008 sogar, von einem japanischen Walfänger angeschossen worden zu sein. Ob dies der Wahrheit entspricht oder ob es nur ein weiterer seiner raffinierten Schachzüge ist um die Medienaufmerksamkeit auf sich zu lenken, wurde nicht abschliessend geklärt, dazu aber später mehr.
Im gleichen Jahr enterten zwei seiner Aktivisten den japanischen Walfänger „Yushin Maru 2“ – und liessen sich „kidnappen“ um eine politische Intervention seitens der Regierungen in Japan und Australien zu provozieren.
„Wenn Leute uns Terroristen nennen, dass ist das eine Beschimpfung“
– Paul Watson
„Wir sind keine Terroristen und keine kriminellen. Wir haben nie jemanden verletzt, wir haben nie jemanden getötet. Wenn Leute uns Terroristen nennen, dann ist das einen Beschimpfung.“, sagte Watson dem Magazin „Neon“.
Er weiss ganz genau wie man das Spiel mit den Medien spielt uns sich die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit sichert. Er spielt gerne den radikalen Martialischen, lässt seine Schiffe wie z.B. die „Steve Irvin“ komplett schwarz anstreichen und hisst darauf die Piratenflagge während er Jagd auf Japanische Walfang-Schiffe macht.
Aktivisten der Organisation rühmen sich damit, über die Jahre zahlreiche Schiffe versenkt zu haben – so unter anderem in Island (1986) und Norwegen (1992).
Für letztere Aktion wurde Watson von einem Gericht auf Lofoten in Abwesenheit verurteilt. Er musste seine 120-tägige Gefängnisstrafe aber nicht vor Ort absitzen. Die Niederlande weigerte sich, Watson auszuliefern und behielten ihn gleichzeitig insgesamt 80 Tage in Gewahrsam.
Der mit harten Bandagen geführte Kampf zwischen Watsons Aktivisten und den Fangschiffen aus Fernost hat Anfangs 2010 einen neuen Höhepunkt erreicht:
Das japanische Walfangschiff „Shonan Maru 2“ rammte ein schnittiges Hightech-Schiff der Umweltschützer. Von dem biodieselbetriebenen Hightech-Flitzer „Ady Gil“, der angeblich rund 2 Millionen Euro kostete und einst unter dem Namen „Earthrace“ so schnell wie kein anderes Wasserfahrzeug die Erde umrundete, ist kaum mehr als Schrott übrig. Die sechs Besatzungsmitglieder konnten gerettet werden – und Watson konnte sich zumindest der Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit sicher sein.
Bekenntnisse eines „Öko-Terroristen“
Der kanadische Schriftsteller Farley Mowat bezeichnete Watson als den „entschlossensten und effektivstenSchützer der Meerestiere“. Das „Time Magazine“ ernannte ihn zusammen mit Robert Hunter im Jahr 2000 zum „Helden des zwanzigsten Jahrhunderts“. Die britische Zeitung „The Independent“ betitelte Watson unter den „Verteidigern der Erde“ zu den zehn wichtigsten Öko-Kriegern und „The Guardian“ wählte Watson zu den 50 Menschen, welche den Planeten retten könnten. („50 people who could save the planet“).
Sea Shepherd etablierte sich bald als eine der umstrittensten Umweltgruppen. Sie wurde bekannt für provokante Aktionen, die über den sonstigen Protest hinausgingen. Im Gegensatz zu moderaten Umweltschützern greift Watson zu aggressiven Mitteln, jedoch stets unter Beachtung des Gebots, keine Menschen zu verletzen. Unter anderem rammte er Walfänger und Schiffe illegal fischender Fangflotten und bewarf diese mit ungiftiger, jedoch sehr geruchsintensiver Buttersäure. Diese Stinkbomben sollten den Verzehr ungeniessbar machen und damit die kommerzielle Verwertung des Fangs verhindern. Watson sieht sein Handeln durch internationales Recht abgesichert und beruft sich auf das Seerechtsübereinkommen von 1982 und das Internationale Übereinkommen zur Regelung des Walfangs , nach dem kommerzieller Walfang verboten ist.
Watson bezeichnete das handeln der Japaner als kriminell und seine Aktionen nur als Weg, gegen diese illegalen Aktivitäten vorzugehen.
Auf Veranlassung von Japan gab Interpol für Watson im Juni 2010 eine sogenannte „blue notice“ heraus, welche dazu dient, Informationen über Aktivitäten und den Aufenthaltsort einer Person einzuholen. Eine „red notice“, welche einem Festnahmeersuchen entspricht, wurde nicht herausgegeben.
Attentatsversuch auf Paul Watson?
Laut eigenen Angaben wurde Paul Watson am 7. März 2008, während eines Zwischenfalls mit der japanischen Küstenwache von einer Kugel in die Brust getroffen. Die Kugel wurde von seiner Kevlarweste aufgehalten, die er trug. Ein weiteres Mitglied der Sea Shepherd wurde durch eine Blendgranate verletzt. Die Situation spielte sich während der Anti-Walfang-Kampagne 2008 in antarktischen Gewässern ab. Während der Kampagne kam es zur direkten Konfrontation zwischen dem Sea Shepherd Schiff „Steve Irwin“ und dem Fabrikschiff „Nisshin Maru“. Der Zwischenfall wurde gefilmt und Szenen daraus auch in der letzten Episode der ersten Staffel der Doku-Serie „Whale Wars“ des US-Senders Animal Planet gezeigt.
Demnach stand Watson an Deck der „Steve Irwin“ während seine Crew kleine, mit Buttersäure befüllte Pakete und Flaschen auf die Nisshin Maru warf. Zu sehen ist, wie die Japaner Tränengas- und Blendgranaten zurückwerfen. Anschliessend hört man einen Schuss und Crew-Mitglieder ausrufen: „Der Kapitän wurde getroffen“. Watson selbst erklärt darauf, dass er getroffen wurde und zeigt seine Jacke und die schusssichere Weste, aus der er eine Metallkugel holt.
Das japanische „Institute of Cetacean Research“ , wies die Behauptung, die japanische Küstenwache hätte scharfe Munition eingesetzt, als unwahr zurück. Das Institut und die Küstenwache gaben an, dass es sich bei der Auseinandersetzung ausschliesslich um „pyrotechnische Gegenstände“ gehandelt habe, welche einen Lärm- und Blitzeffekt produzieren, ohne jemanden zu verletzen. Der Fall wurde von keiner unabhängigen Stelle untersucht.
Am selben Tag gab es zwei Presseerklärungen des australischen Aussenministeriums. Laut der Ersten wurde die australische Botschaft in Tokyo von japanischer Seite darüber informiert, dass von Besatzungsmitgliedern der Japaner Warnschüsse abgefeuert („fired warning shots“) worden seien. In einer späteren Version wird angegeben, dass „warning balls“ abgefeuert worden seien, die auch als „flashbangs“ (Blendgranaten), bekannt wären. Das abfeuern von Schüssen wurde in der zweiten Version verneint. („no gunshots had been fired“).
Persönlicher Kommentar: Jeder sollte sich diese Szenen aus der letzten Episode der ersten Doku-Staffel „Whale Wars“ ansehen und sich selbst eine Meinung bilden. Meiner persönlichen Meinung nach wurde Paul Watson NICHT angeschossen, sondern hat dieses „Attentat“ selbst inszeniert, um seinem Anliegen in der Weltöffentlichkeit mehr Nachdruck zu verleihen.
Chapeau, denn in diesem Fall rechtfertigt das Ziel alle Mittel – und dieses wurde auch erreicht: Dieser Vorfall verbreitete sich wie ein Lauffeuer über die Medienlandschaft weltweit und erhöhte somit den Druck auf die Walfänger.
Anfangs 2011 wurde die japanische Regierung genötigt, sein „Walfangprogramm zu Forschungszwecken“ einzustellen – zumindest vorübergehend. Ein voller Erfolg!
Strategie der Furchtlosigkeit
Bemerksenswert ist ebenfalls, wie die Regierungen dieser Welt mit Paul Watson und seiner Sea Shepherd Conservation Society umgehen:
Erst am 13. Mai 2012 wurde Watson am Flughafen in Frankfurt am Main aufgrund eines Festnahmebegehrens seitens Costa Rica festgenommen. Die Festnahme durch die deutschen Behören erfolgte aufgrund eines am 25. Oktober 2011 durch ein lokales Gericht in Costa Rica erlassenen Haftbefehls, dessen Grundlage auf einen Vorfall aus dem Jahr 2002 während der Dreharbeiten des Films „Sharkwater – Wenn Haie sterben“ zurückgeht. Damals wurde Paul Watson von den Behörden in Costa Rica beschuldigt, wegen seines Einsatzes vor Costa Ricas Küste gegen die Jagd auf Haie „Behinderung der Schifffahrt“ begangen zu haben, da er beim Versuch das «Shark-Finning» hunderter Haie zu stoppen eine Wasserkanone auf die „Finner“ richtete. 2002 wurde das verfahren von Seiten der Behörden in Costa Rica nach zwei richterlichen Anhörungen und der Vorlage von Videoaufnahmen nicht weiter betrieben und Watson und sein Schiff wieder freigelassen.
Interpol hat nach Prüfung des Sachverhalts empfohlen, Watson nicht festzunehmen, da politische Motive für die Beantragung des Haftbefehls nicht ausgeschlossen werden könnten. Am 14. Mai 2012 veröffentlichte Interpol eine Erklärung, wonach man bereits am 2. März 2012 allen 190 Mitgliedstaaten von Interpol schriftlich mitgeteilt hat, dass man für Paul Watson kein Festnahmeersuchen (red notice) herausgeben werde, da die Grundlagen für ein Festnahmeersuchen gegen Watson nicht gegeben wären. Am 18. Mai 2012 entschied das Oberlandgericht Frankfurt am Main, dass Watson gegen Zahlung einer Kaution von 250’000.00 Euro freikomme. Bis zum Abschluss des Auslieferungsverfahrens dürfe er Deutschland jedoch nicht verlassen. Am 21. Mai 2012 wurde er aus dem Gefängnis entlassen.
Umweltschützer oder Öko-Terrorist?
Watson sieht die Aktionen der Sea Shepherd nicht als illegal an, da man sich auf die Weltcharta für die Natur („World Charter for Nature“ aus dem Jahr 1982), der Vereinten Nationen beruft, welche ausdrücklich auch Privatpersonen dazu berechtigt, im Namen der internationalen Schutzgesetze zu handeln und diese Schutzgesetze auch durchzusetzen. Somit sieht er in den Aktionen auch keine Selbstjustiz, sondern lediglich das aktive Durchsetzen bestehender Gesetze.
Paul Watson plädiert dafür, dass menschliche Gemeinschaften (Städte), nicht mehr als 20’000 Menschen umfassen und durch weiträumige Wildgebiete getrennt sein sollten. Die Menschen beuten den Planeten und die Rohstoffe der Natur rücksichtslos aus. Er ist der Ansicht, dass die biologische Vielfalt durch Überfischung, Verschmutzung, Vergiftung und landwirtschaftlichen Monokulturen bedroht sei. Er kritisiert die weltweite Zersiedlung der Landschaft, die Versauerung der Meere und prangert das weltweite Artensterben an.
Er fordert die Anerkennung anderer Arten als Mit- und Erdenbürger. Deshalb brauche die Erde seiner Meinung nach für ihre Gesundung grosse Gebiete, aus denen sich die Menschen zurückziehen und nicht in die Natur eingreifen. Er plädiert dafür, mit der Verbrennung fossiler Brennstoffe aufzuhören, stattdessen sollte die Menschheit auf erneuerbare Energien wie Windenergie, Wasserkraft, und Solarenergie setzen. Schiffe sollten z.B. mit Segeln und Wind angetrieben werden.
Nahrungserzeugnisse sollten vor Ort produziert und nicht sinnlos durch die halbe Welt geschickt werden.
Die Menschen sollten sich auch möglichst vegetarisch ernähren. Aus ökologischen und ethischen Gründen erfolgt auch die Versorgung der Mannschafts-Mitglieder auf allen Schiffen rein Vegan.
Watson plädiert desweiteren für ein Wirtschaftssystem, in dem alle Menschen einen Zugang zu Bildung und medizinische Versorgung haben, ohne die Welt und Ihre Ressourcen dabei auszubeuten.
Hört sich so ein Terrorist an?
Auf dieser Welt braucht es definitiv mehr Menschen von dem Kaliber eines
Paul Franklin Watson und seiner Crew – Bitte unterstützen und weiterverbreiten.
Danke
Jay