Wir trafen den bekannten politischen Kabarettisten Georg Schramm nach der Vorstellung an der Bar des Kleintheaters in Luzern. Zunächst erkannten wir ihn gar nicht weil er nicht mehr aussah wie seine Kunstfigur «Dombrowski». Seine lockere souveräne Art hat uns sehr gut gefallen, obwohl wir sehen konnten dass er ganz schön ausgepowert war. Das ist keiner dem der Ruhm zu Kopf gestiegen ist. Im Gegenteil. Jemand der nach der Aufführung erschöpft nachdenklich und authentisch bleibt. Manch anderer hätte sich zum Hinterausgang rausgeschlichen.
In einer sehr lockeren und offenen, entspannten Atmosphäre in seiner Garderobe gab er uns eine kleine Nachhilfe in Schweizer Geschichte(n), sprach über den Finanz und Bildungskrieg, Drombowski’s Zorn, erklärte uns weitere Massenschutzwaffen und Glaubenskriege.
Die 20 Minuten schienen bei weitem nicht zu genügen, wir hätten mit Sicherheit Stunden mit Georg Schramm sprechen können. Auch privat hat er eine direkte nachdenkliche Art, besitzt Humor und geht unerschrocken und direkt mit allen Fragen um die man ihm stellt. Man mag nicht aufhören. Aber die Zeit war leider begrenzt vor dem nächsten Auftritt, zu welchem wir grosszügigerweise nochmals Freikarten erhielten!
Meister Yodas Ende – Kabarett mit Georg Schramm im Kleintheater Luzern
In dem kleinen Luzerner Theater nahm G. Schramm alias August schnell den ganzen Raum ein. Wir folgten schmunzelnd und auch sehr nachdenklich seinen Figuren: August, Lothar Dombrowski und Oberstleutnant Sanftleben in das Thema Gier, der Zweckentfremdung der Demenz, wegen aus dem Leben zu scheiden und Meister Yoda uvm.
Im Alter still werden? Weit gefehlt – denn: Kann man nicht auf der Zielgeraden ins Alter nicht doch noch mal den Zorn wecken und den Widerstand? Wir wollen uns nicht einschläfern oder «aufhellen lassen» in drögen Anstalten des Alters, sondern nach wie vor wach bleiben, kritisch und aktiv solange wir eben nicht an Demenz leiden. Die Herrschaftsklasse des Kapitals hat uns eingelullt, schon mit ihrer Sprache, dass wir ja nicht verstehen dürfen was Sie wirklich planen. Wir sollen erschreckt still halten, weil wir ja eh nicht verstehen sollen wovon Sie reden. Daher glauben wir auch zu schnell dass deren Vorschläge immer «alternativlos» sind, obwohl wir oft fühlen : Da stimmt doch was nicht!
Für mich war schnell klar dass hier nicht nur das Alter aufgefordert wird unbequem zu werden, sondern wir alle sollten uns schleunigst den Schlaf aus den Augen wischen. Die Gier meint es nicht gut mit uns. Ich konnte endlich wieder spüren dass auch mein Zorn und meine Wut in mir «alternativlos» sind. Der Abend hat mir gezeigt dass mein Gespür für Lügen und Ungerechtigkeit sehr gut funktioniert – ich kann es selbst nicht so treffend und brilliant ausdrücken wie Hr. Schramm – aber seine Ausführungen machen mir Mut weiterzukämpfen.
Wenn Dombrowski sich im Ton steigert während des Auftritts, wird man mitgerissen und fühlt sich aufgefordert wieder kritischer zu hinterfragen, sich selbst zu reflektieren – ja sich was auszudenken wie man dem System zeigen kann dass man nicht einverstanden ist mit dem was Sie für uns «planen». Das Beispiel mit den 30 Gewerkschaftern die mit randvollbepackten Einkaufswägen an die Kasse gingen und alle hatten den Geldbeutel «vergessen»- eine Aktion um auf Niedrigstlöhne der Angestellten aufmerksam zu machen…herrlich. Seht es euch an!!!
Ja – Ideen braucht es die nicht gewalttätig sind aber effektiv. Mein Eindruck war auch , dass Hr. Schramm, jemand der auf vielen Bühnen tausende von Menschen versucht hat wachzurütteln, sich freut, wenn er sehen kann dass seine Gedanken auf wache Ohren und offene Herzen treffen. Denn in seinen Figuren hört man immer auch die Verzweiflung heraus dass sich so wenig verändert hat- bisher, trotz Widerstand und Aufbegehren, dass man`s hinschmeissen mag- sich einschläfern mag.
Dies zu fühlen hat mich sehr berührt, weil ich selbst viel weniger öffentlich kämpfe, als jemand wie er. Aber trotzdem: weitermachen, auch der leise Widerstand ist Widerstand und aus leise kann auch schnell wieder laut werden wenn ich mich traue meine Wut und Empörung wieder zu spüren und gar lozulassen.
Mein persönliches Fazit: Es tut saugut Menschen zu treffen die wach sind, kritisch sind und zornig. Menschen die nicht aufgeben- auch wenns notfalls nur aus Trotz ist. Menschen die so brilliant denken und sich ausdrücken können, die damit an die Öffentlichkeit gehen- das ist für mich immer ein ganz besonderes Ereignis und Geschenk, weil ich das selbst nicht so könnte – es aber fühle.
Die Gier darf nicht gewinnen.
Weitermachen!
Grosses Dankeschön an Georg Schramm.
und ein spezieller Dank an Michael und ans Kleintheater Luzern