Heute werde ich viel laufen müssen, nur ist mir das noch nicht bewusst, als ich früh morgens aus meinem Hotel komme und in Richtung Bilderberg Hotel ging. Dort warteten andere Blogger um mich mitzunehmen. Doch schon kam das erste Hindernis. Der Fussweg direkt ins Shoppingcenter, indem auch das Hotel ist, ist gesperrt. Er sei erst morgen Freitag wieder offen. Nicht überrascht, aber dennoch ein wenig genervt, setzte ich meinen Weg in eine andere Richtung fort. Der Umweg kostete mich eine halbe Stunde. Bahngleise versperrten mir den Weg, so musste ich eine Brücke finden. Nach einigen Kilometern mehr traf ich alsdann beim Hoteleingang ein. Dort standen bereits einige Aktivisten aus Deutschland und der Schweiz und umarmten die Polizisten. «Ich umarme euch in meinem Geiste» klang es sinngemäss. Die Polizei fand es amüsant und ging darauf ein. Als ich das heitere Nächstenliebe Treffen verlassen wollte um mit den anderen Richtung Flughafen zu fahren, wurde ich ein erstes Mal von der Polizei angehalten. «Was machen Sie da?» fragte mich ein ziviler Beamter. «Ich bin Journalist und habe hier ein paar Fotos gemacht», erwiderte ich. Nach ein paar Minuten durfte ich meinen Weg fortsetzen.
Am Flughafen angekommen machten wir uns verteilt auf den Weg, die Ankunft der Bilderberger zu filmen und zu dokumentieren. Wir liefen in alle Himmelsrichtungen. Wie üblich kommen die Bilderberger gerne nicht mit der breiten Masse am Flughafen raus, sondern wählen einen anderen Ausgang. Nach kurzer Suche fand ich diesen auch schon. Oder warum sollten beim Crewausgang plötzlich Polizei, Spürhunde und Sicherheitspersonal mit roten Bändern rumstehen. Zudem standen eine ganze Reihe schicker Autos von Fiat und Alfa Romeo herum. Sogleich schoss ich einige Fotos. Als ich zurück wollte um den anderen davon zu erzählen, wurde ich erneut angehalten. «Was machen Sie da, wer sind Sie, Sie müssen hier weg, hier dürfen Sie nicht bleiben» wurde mir fordernd von der Polizei erläutert. Ich musste wieder meinen Presseausweis und meine ID-Karte zeigen. Dank dem Presseausweis wurde ich nett behandelt. Nach einer kleineren Disskusion und vielen Telefonaten der Beamten erschien schlussendlich einer der Einsatzleiter, den wir an diesem Tag überall zu sehen bekommen würden. Er gab mir schlussendlich zu verstehen, dass ich weg müsse und höchstens ca 50 Meter vom Eingang entfernt stehen dürfe. In diesem Moment kam ein Bilderberger an und ich liess es mir nicht nehmen, diesem einige Fragen an den Kopf zu werfen. Wie üblich bekam ich keine Antwort, das einzige was ich hörte waren «No Photos». Ich sagte ok, denn ich war ja am Filmen. Diese und andere Konfrontationen kann man im Video weiter unten anschauen.
Ich stellte mich also wie vereinbart zirka 50 Meter weg vom Eingang. Nach einiger Zeit tauchten andere Journalisten auf, glücklicherweise auch ein uns allen bekannter Journalist auf Italien. Auch er wurde kontrolliert, monierte aber sogleich so wie ich, dass wir einen Job zu tun hatten und wir doch bitte näher ran gehen dürften. Seine Bitte wurde erhört, kurze Zeit später waren wir in einem mit Polizeigitter abgesperrten Bereich, knapp 10 Meter vor dem Eingang. Hier konnten wir unserer Aufgabe nachgehen. Ich informierte meine anderen Kollegen aus Deutschland, Kanada und den USA, sie versuchten aber an anderen Stellen ihr Glück um näher an die Bilderberger heranzukommen. Doch diese kamen am öffentlichen Teil des Flughafens nur an dieser Stelle heraus, es war also nicht möglich sie direkt zu konfrontieren ohne verhaftet zu werden. So standen wir wieder einmal in einer abgesperrten Zone und konnten unserer Arbeit nur minimal nachgehen. Die zunehmend heisse Italienische Sonne war ebenfalls gegen uns. Es war heiss, kochend heiss und das Warten war ansprengend. Stunden lang standen wir in der sengenden Sonne um wenigstens einige der Teilnehmer vor die Kamera zu kriegen. Dass sich das gelohnt hat, kann man im Video unten sehen.
Als dort die letzten Teilnehmer abgefahren sind, packten auch wir unsere Sachen und wollten zurück in unsere Hotels das gesammelte Material ins Netz stellen. Doch es kam anders, wir erfuhren von einem Flugplatzmitarbeiter, dass es noch ein privates Terminal gab. Wir fuhren also dorthin. Dort angekommen taten wir als ersten so, als wären wir ebenfalls eine Limousine, welche Bilderberger abholte. Es klappte, wir wurden nicht weggeschickt, obwohl wir zu fünft in einem Alten Volwo sassen, mit dem nicht einmal die Praktikannten der Assistenten des Personals der Bilderberger abgeholt werden würden. Nach einigen Minuten kam doch die Aufforderung, von dort wegzugehen. Wir parkierten in der Nähe. Sogleich kamen wieder Polizisten und kontrollierten uns. Für mich war das bereits das dritte Mal, für die anderen das erste Mal. Wir dachten alle, gut, wenn sie mit unseren Pässen zurückkommen, müssen wir gehen. Doch dem war nicht so, sie gaben uns die Pässe und sagten es sei alles in Ordnung. Wir bedankten und uns gingen direkt vor den Eingang. Dort angekommen stellten wir uns hinter ein Polizeigitter und taten so, als hätte uns das jemand so gesagt. Gespannt warteten wir auf einige Big Shots um diese direkt zu konfrontieren. Wir wussten, wir hatten nur eine Gelegenheit. Doch es kam niemand. Nach zirka zehn Minuten kam der oben erwähnte Einsatzleiter mit drei anderen Anzugträgern zu uns. Wir dachten, jetzt müssten wir bestimmt das Feld räumen. Wir befanden uns bei einem privaten Ausgang, auf privatem Boden wo nur angemeldete Personen sein durften. Aber der Einsatzleiter sagte uns freundlich, geht einige Meter zurück, wir brauchen diesen Platz, an dem ihr steht, ebenfalls für Autos. Wir gingen auf die Forderung ein, waren wir doch froh zu wissen, mit der Erlaubnis der Polizei uns hier aufhalten zu dürfen.
Nach einigen Minuten kamen auch schon die Top Shots der diesjährigen Bilderberg Konferenz an. Wir sahen die serbische Staatschefin Ana Brnabić, welche im Übrigen lesbisch ist, interessant deswegen, weil Gender Fragen bei den Bilderbergern sehr beliebt sind. Weiter sahen wir den Wirtschaftsminister der Schweiz, Johann Schneider-Ammann, sowie die Staatschefs der Niederladen und von Belgien. Konfrontationen waren leider nicht möglich, da das Sicherheitsdispositiv zu gross war. Dennoch konnten wir die Teilnehmer von der Medienpräsenz in Kenntnis setzen. Leider waren aber keine grösseren Medien vor Ort wie in anderen Jahren. Als auch hier die letzen Autos abfuhren machten auch wir uns auf den Heimweg. Dieser wurde uns durch die Turiner Rushhour, gepaart mit einem starken Gewitter mit Hagel erschwert. Glücklicherweise hörte der Regen auf, als ich meine Mitfahrgelegenheit verlies und mich auf den Weg zu meinem Hotel machte. Wohl wissend, dass ich den ganzen Weg wie am morgen zurücklaufen musste, versuchte ich noch ein Taxi zu erwischen, fand aber keines. Glücklicherweise schaffte ich es ins Hotel, bevor das nächste Gewitter sich über Turin ergoss. So wie die Strassen dieser unendlich grossen Stadt (für Schweizer Verhältnisse), war auch ich durchnässt von den Strapazen des Tages und nur froh mich unter eine kühle Dusche zu stellen, bevor ich die gesammelten Informationen in die Welt hinaus trug. Ich hoffe mit meiner Arbeit diese Treffen der breiten Öffentlichkeit ein wenig mehr zugänglich zu machen, damit noch mehr Menschen von der Bilderberg Konferenz erfahren, welche jedes Jahr in einem anderen Land, in einem anderen Hotel stattfindet, und bei der sich mehr mächtige Leute treffen, als bei den meisten anderen Treffen auf der Welt. Hier nun das versprochene Video.