Franz Hörmann ist renommierter Professor für Wirtschaftswissenschaften am Institut für Revisions-, Treuhand- und Rechnungswesen der Wirtschaftsuniversität Wien.
Mit seinem Kollegen Otmar Pregetter brachte er das Buch „Das Ende des Geldes“ heraus, in dem er das heutige Bankwesen als Betrugsmodell entlarvt und sein Ende ankündigt. Bis heute steht er zu seiner Prognose und erwartet den baldigen Kollaps der Dollar- und Eurosysteme. Prof. Hörmann, wo liegt denn die Ursache des Problems bei dem heutigen Finanzsystem?
Franz Hörmann: Es gibt dafür mehrere Ursachen. In der Frühzeit war Geld ein Warengeld, also eine Ware die wirklich einen Eigenwert hatte. Heute ist Geld, da es ja im Computer der Banken erzeugt wird, eine reine Informationsgrösse. Information hat jedoch keinen Eigenwert und daher können wir auch nicht die Spielregeln des Warengeldes anwenden in der täglichen Wirtschaft, weil diese Spielregeln einfach sinnlos sind. Wenn wir heute so tun als besässe Geld einen Wert, insbesondere bei der Kreditvergabe, dann ist das ein völliger Unsinn, denn das Geld das Sie in Empfang nehmen ist wertlos. Es kann gar keinen Wert haben. Wertlose Dinge mit Dingen die einen Wert haben zu besichern ist auf keinen Fall eine vernünftige Vorgehensweise.
Der zweite zentale Fehler unter dem unser System leidet, ist das verzinste Schuldgeld. Es ist einerseits wie gesagt so dass das Geld keinen Wert besitzt da es reine Information ist. Andererseits entsteht es in der Kreditvergabe bei den Geschäftsbanken immer als verzinste Schuld. Dies geschieht durch Bilanzverlängerung, also Forderung der Bank an den Schuldner und gleichzeitige Verbindlichkeit der Bank gegenüber dem selben Schuldner, weil die Bank das Geld ja nicht hat. Die Bank bleibt, auch bilanzrechtlich, dem Schuldner den Kredit in Wahrheit schuldig. Wenn er sich die Banknoten abholt, verwandelt sich die Schuld der Bank gegenüber dem Kreditnehmer, in die Schuld der Bank gegenüber der Zentralbank, die die Banknoten zur Verfügung stellt. Da sieht man das bei der Geldschöpfung eine doppelte Schuld entsteht. Die Schuld des Kreditnehmers, aber zugleich auch die Schuld der Bank.
Anmerkung der Redaktion: Hier wäre noch hinzuzufügen das auch Staaten, Unternehmen, Bürger und alle welche von Krediten abhängig sind unter diesem System leiden. Die Gesellschaft wird durch dieses Geldsystem in ewiger Verschuldung gehalten und durch die laufenden Zins- und Zinseszinsforderungen zunehmend in tiefere Schulden getrieben.Weshalb gibt es so wenige Finanzwissenschaftler die dieses Problem erkennen ?
Franz Hörmann: Ich denke nicht das es nur so wenige erkennen. Ich würde sagen 5-10% der Leute die damit zu tun haben dürften es wissen, doch niemand spricht es öffentlich aus. Niemand spricht es öffentlich aus weil die meisten Menschen Angst davor haben Ihre Geschäftsbeziehungen damit zu schädigen. Man wird dadurch leicht missverstanden, beispielsweise dass das ein Angriff wäre auf die Banker, oder die politische Ordnung. Es ist ganz klar das eine Aussage wie ich Sie formuliere einen Änderungsbedarf darstellt, es kann so nicht bleiben. Aber es ist genau so klar das weil es ein systemischen Problem ist, die Schuld nicht einzelnen Personen oder Banken zugesprochen werden darf. Die Bank als Institution, als Mechanismus funktioniert nicht.
Es ist jedoch ein zweischneidiges Schwert. Einerseits kann man vielleicht sagen das die meisten Leute die damit zu tun haben es nicht wissen. Andererseits muss man schon davon ausgehen das dahinter eine räuberische Absicht steht. Wenn ich weiss dass das Geld welches ich zur Verfügung stelle a) keinen Wert besitzt und b) vor der Kreditvergabe gar nicht existiert hat, habe ich auch kein Recht vom Kreditnehmer eine dingliche Sicherheit zu verlangen. Ursprünglich waren die ausgegeben Geldscheine Schuldscheine des Goldschmieds, bzw. der Bank. Diese mussten nachweisen das die Deckung, also Goldmünzen im Tresor vorhanden waren. Das witzige an der heutigen Situation ist das dieser Wertnachweis von den Banken nicht mehr erbracht wird. Obwohl das Geld der Bank völlig wertlos ist lässt sich der Kreditnehmer dazu bewegen eigene Sicherheiten der Bank zu stellen.
Kommentar: Dass das Geld selbst wertlos ist, ist nur scheinbar ungewöhnlich. Tatsächlich dokumentiert ein kleines Buch mit dem schlichten Namen „Geld“ (Seite 329, Auflage 1987) welches als Sonderedition der Deutschen Bank erschienen ist, wie dies bereits 1806 im habsburgischen Österreich unsanft festgestellt wurde:
Der österreichische Staat leistet seine Zahlungen in uneinlösbaren Banknoten und uneinlösbaren Staatsnoten. Wer 1000 Gulden vom Staate zu fordern hatte, erhielt diesen Betrag in Banknoten oder Staatsnoten; auf jedem der Blätter war ein Betrag in Gulden genannt; man erhielt so viele Blätter, dass der summierte Betrag auf 1000 Gulden lautete. Wenn man die Banknoten bei der Bank, die Staatsnoten bei der Zentralkasse des Staates einreichte, um dafür silberne Guldenstücke zu fordern, so zuckte der Kassierer die Achseln oder brach in beinahe unhöfliches Gelächter aus: „Wissen Sie denn nicht, dass die Banknoten und die Staatsnoten nicht einlösbar sind ?“ Man hatte also Papier in der Hand und es konnte kein Zweifel sein, dass man auch eine Anweisung auf Silbergeld in der Hand hatte. Unser Metallist mit den 1000 Papiergulden in der Hand, sagte zum Kassierer: „Das ist ja der reinste Betrug!“ Der Kassierer erwiderte:“Wissen Sie denn nicht, dass diese Papiergulden Zwangskurs haben ? Bezahlen Sie doch Ihre Gläubiger damit; der Hauswirt, dem Sie die Miete schuldig sind, der Schneider der Ihnen seine Rechnungen gesender hat, und alle anderen Leute müssen dieses Papier annehmen.“ Unser sonst so ehrlicher Mann hat also nur die Wahl, entweder den erlittenen Betrug weiter zu üben an seinen Gläubigern, oder sich auf einen Stuhl zu setzen und zu warten, bis der Staat und die Bank wieder zu einer Einlösung in bar übergehen, wobei ihm das Schicksal des Ritters von Toggenburg in Aussicht steht: „Und so sass er, eine Leiche eines Morgens da.“ (Aus Friedrich Knapp, Die rechtshistorischen Grundlagen des Geldwesens 1906)
Heute ist es nicht nur so, dass die Banknoten nicht mehr in Gold einlösbar sind, sondern auch die Sichtguthaben auf unseren Konten nicht alle in Banknoten eingelöst werden können. Professor Hörmann erklärt: