Wir verwenden Giralgeld als ob es Zentralbankgeld wäre, jedoch hat dieser juristische Unterschied eine tiefgreifende Bedeutung, denn die Banken können nur Giralgeld schöpfen, wofür Sie eine Mindestreserve an Zentralbankgeld als Grundlage benötigt. Wieviel Zentralbankgeld bei den Banken eingelegt sein muss, ist von Land zu Land unterschiedlich und variiert zwischen nahezu Null und 25%. Im Nationalbankgesetz wird unter Artikel 18 Abs. 2 geregelt, dass die Mindesreserve „4 Prozent der kurzfristigen, auf Schweizerfranken lautenden Verbindlichkeiten der Banken nicht überschreiten darf“. In der Botschaft über die Revision des Nationalbankgesetzes liest man auf Seite 6215: «Gegenwärtig liegt der Mindestreservesatz bei 2,5%».
Die Banken haben den vollen Nutzen aus den Geldern, die sie durch den Kreditprozess erzeugen. Der Kreditvertrag berechtigt die Bank Geld in einem Buchungssatz zu erzeugen und dem Kreditnehmer auf einem Konto zur Verfügung zu stellen. Der Kreditnehmer verpflichtet sich im Gegenzug die entstandene Schuld zurückzuzahlen (Tilgung) samt Gebühr (Zins) und Gebühr auf die Gebühr (Zinseszins) und muss Eigentum benennen welches in den Besitz der Bank überführt werden kann, wenn der Kredit nicht zurückgezahlt wird (Dingliche Sicherheiten). Die Bank verlangt Zinsen auf Geld welches sie aus dem Nichts erzeugt hat, ohne dass Sie dabei ein Risiko tragen muss. Obwohl das zur Verfügung gestellte Geld selbst keinen Eigenwert haben kann, da es lediglich als Information im Computer einer Bank erzeugt wurde, werden reale Werte in den Besitz der Bank überführt wenn der Kreditnehmer den Kredit nicht zurückzahlen kann. Der Staat, der selbst der grösste Schuldner der Banken stellt, setzt diese Forderungen mittels der Gerichte durch.
Wenn das Eigentum des Schuldners verpfändet wurde, oder die Schulden zurückbezahlt werden, gleicht sich die Bilanz der Bank wieder aus, wodurch Geld und Schuld vernichtet werden. Geld entsteht aus Schulden und durch Schuldentilgung wird Geld wieder vernichtet. Unsere gesamte Geldversorgung ist abhängig von Schulden, da alles im Umlauf befindliche Geld aus Kreditgeschäften hervorging. Es ist auf der Grundlage dieses Systems für die gesamte Gesellschaft unmöglich, schuldenfrei zu leben, da entgegen der weitläufigen Annahme, nicht mehr, sondern überhaupt kein Geld mehr in Umlauf wäre, wenn wir alle Schulden zurückbezahlen würden. Es wirft auch die Frage auf, woher denn das Geld kommen soll um die Zinsen zu zahlen, wenn doch alles sich im Umlauf befindliche Geld ebenfalls als verzinste Schuld erschaffen wurde. Wenn man dieses System versteht, wird deutlich, warum es seitens der Banken kein Interesse daran gibt, ein solches System zu verändern, oder die Problematik auch nur zu thematisieren. Für die Mehrheit der Menschen ist es nach wie vor völlig unvorstellbar, dass das gesamte globale Finanzsystem auf diese bizarre Weise funktioniert und unsere Lehrer, Journalisten und Politiker uns nie davon erzählt haben. WeAreChange Switzerland fragte daher Nicolas Cuche-Curti von der Schweizerischen Nationalbank bezüglich der von der SNB beschriebenen Geldschöpfung an. Herr Cuche-Curti ist „Deputy Head of Inflation Forecasting“ bei der Schweizerischen Nationalbank und gab in E-Mails freundlicherweise Auskunft zu unseren Fragen, lesen Sie dazu unsere Korrespondenz:
«Die Bank leiht von den 20’000 Franken, die der Sparer einbezahlt hat, 16’000 Franken als Kredit… Der Sparer hat noch immer 20’000 Franken auf seinem Konto. Der Unternehmer verfügt als Kreditnehmer über 16’000 Franken. Die Geldmenge hat also um 16’000 Franken zugenommen»
Inwiefern wird neues Geld geschaffen, wenn die Bank das Geld aus dem Konto des Sparers verleiht?
Weshalb verringert sich nicht der Kontostand des Sparers, aus dessen Konto die 16’000 Franken entnommen wurden?
Person B muss für das Geld einen Zins bezahlen, bis er es wieder vollständig zurückbezahlt hat. Einen Teil dieses Zinses gibt die Bank weiter an Person A, da dieser der Bank sozusagen sein Geld geliehen hat. Der Rest stellt einen Gewinn für die Bank dar.
Wie wird Geld geschaffen: Person A besitzt nun 20’000 CHF auf seinem Konto und Person B hält 16’000 CHF in bar. Dies ergibt die Summe von 36’000 CHF, 16’000 CHF mehr als vor den Transaktionen. Sie fragen, warum sich nicht der Kontostand von Person A um 16’000 CHF verringert, wenn das Geld doch weiterverliehen wird. Das ist bargeldtechnisch natürlich der Fall, da die Bank nur noch 4’000 CHF in Noten hält und Person B die restlichen 16’000 CHF. Jedoch befinden sich auch noch die 20’000 CHF von Person A in der Volkswirtschaft. Person A kann nämlich jederzeit wieder auf sein Geld zugreifen, wenn er möchte. Er muss nicht darauf warten, bis Person B seinen Kredit zurückgezahlt hat.
Das Geld in der Volkswirtschaft hat sich also vermehrt, da Person B 16’000 CHF in bar hat und Person A 20’000 CHF in elektronischer Form. Person A wird all seine Entscheidungen so treffen, wie wenn er die 20’000 CHF immer noch bar hätte, d.h. das Geld ist nicht aus dem Markt verschwunden. Der Unterschied liegt zwischen der Bargeldmenge (im Beispiel 20’000 CHF) und der totalen Geldmenge inklusive Konten (im Beispiel 36’000 CHF). Man könnte sich fragen, warum Person A nicht Angst hat, dass er sein Geld nicht mehr bekommt, da es ja nun an Person B verleihen wurde. Dies ist aber anscheinend nicht der Fall. Das System funktioniert deshalb gut, weil die Leute Vertrauen zu dem Bankensystem haben. Die Geschäftsbanken müssen einen bestimmten Teil der Einzahlungen als Reserven halten (z. B. 20% = 4’000 CHF). Die Summe dieser Reserven muss so gross sein, dass jederzeit allen Anfragen nach Bargeld problemlos Folge geleistet werden kann.
WAC: Wenn ich Sie richtig verstanden habe werden im Sinne der Geldmenge die 16’000 Franken neu geschöpft als Buchgeld durch die Kreditgewährung und werden nicht aus den Einlagen bei der Bank entnommen.
Henry Ford